Chronik des Karnevalsausschuss Hoengen e.V.

 

Der Krieg war vorbei. Vieles lag in unserer Heimat in Trümmern. Väter, Brüder und Söhne waren vermisst, gefallen oder in Kriegsgefangenschaft geraten. Das Elend in den Familien war groß, der Hunger enorm. Nur mit „Fechten" (Betteln) oder Hamstern war ein Überleben möglich. Aber den Humor hatte der „Rheinländer" nicht verloren. Mit Rieseneifer begab man sich an den Wiederaufbau . Bei diesem Neuaufbau wurde auch der Karneval nicht ausgeklammert. Es fanden sich wackere Männer der ersten Stunde, die schnell wieder für einen zünftigen „Dorfkarneval" sorgten, so wie er vor dem zweiten Weltkrieg schon bestanden hatte. Im Jahre 1938 gab es, wie zu belegen ist, mit Toni „Tünn" Karduck einen Prinz für die ehemalige Bürgermeisterei Höngen (damalige Schreibweise). Er war Metzgermeister und hatte seinen Betrieb in der Blumenratherstraße 83 (heute Schnitzer).

Die Höngener erfüllten ihre Blaue Funken (gegr. 1933) schnell wieder mit Leben. Dazu gesellte sich im Jahre 1948 die neugegründete KG Stadtgarde, die sich später in „Hüngener Köh" umbenannte. Männer wie Michael Büttgen, Willi Johnen, Toni Thoma, Schäng Plum, Willi Jorias, Jakob Esser, Herrmann Ullrich, Willi Wüllenweber, Willi Dohmen und andere, waren die Wegbegleiter des heutigen gemeinsamen Karnevals.

Zur gleichen Zeit, fanden sich im Ortsteil Mariadorf Aktive der Boischer Artillerie (gegr. 1933) und verschieden Ortsvereine im Lokal Dressen ein, um die Wiederaufnahme des Karnevalistischen Treibens zu beginnen. Hier waren es besonders Peter Herrmanns, Josef Havertz, Heinrich Fleu, Willi Peters und die Geschwister Salber, die schon früh die Weichen stellten. So kam es nach intensiven Vorbereitungsgesprächen von Vertretern beider Ortsteile, bereits im Jahre 1951 zum ersten gemeinsamen Rosenmontagszug. Die Freude darüber werte aber nicht lange, denn bereits Ende der 50er Jahre ging man wieder getrennte Wege.

 

Die Proklamationen fanden damals im Saal Frings in der Friedensstraße 18 (heute Marienstraße) statt. Die Umzüge waren meist feucht- fröhlicher Art (so wird berichtet). Damals floss der Cherry- Knolli (Schnaps aus Zuckerrüben in der Hauseigenen Brennerei gebrannt) in großen Mengen. Dazu gab es auch „edle Sorten" das waren die Bergmannsschnäpse. Davon bekam der Kumpel jeden Monat jeden Monat eine Flasche als Deputat, falls er keine Fehlschichten hatte. Inzwischen hatte sich im Jahre 1950 in Höngen ein eigener Karnevalsausschuss gebildet. Dieser bestand u.a. aus den beiden Karnevalsgesellschaften Blaue Funken und Hüngener Köh, dem Theater Verein Germania. dem SV. Höngen sowie weiteren Ortsvereinen. Triebkraft dieser „Interessengemeinschaft" war Höngens Altkarnevalist Michael Büttgen, ein Meister auch in der Bütt. Zudem schrieb er viele Karnevalslieder, die seinen Heimatort oder dem Karneval gewidmet waren. So gelang  es ihm schnell wieder, in Höngen Karnevalsumzüge zu veranstalten. Bereits früh schlossen  sich die Karnevalisten aus dem Ortsteil Warden mit Schäng Dickmeis an der Spitze diesem Ausschuß an. Meistens waren es Kappenfahrten, da man selten einen Prinzen fand. Man weiß lediglich noch von einem Herrn Emundts, Kirchstraße als Tollität. Ihm zur Seite stand Fräulein Dollendorf als Prinzessin. Dies änderte sich im Jahre 1958. Mit Josef Mund stellte der Karnevalsauschuß den 1. gemeinsamen Prinz Karneval vor. Dies war der Anfang einer stetigen Aufwärtsentwicklung im Reigen unserer Prinzen. Nur im Jahre 1959 fand man keine Tollität.

 

Die Mariadorfer Karnevalisten waren nicht untätig gewesen und führten (mit Unterbrechung) ihre eigenen Umzüge durch. In den Jahren 1964 mit Peter Herrmanns und 1971 mit Hans Pelzer fand man sogar eigene Prinzen. Mit den Hoengener (neue Schreibweise) Jakob Roß 1964 und Karl- Heinz Havertz 1971 fungierten in der ehemaligen Gemeinde Hoengen jeweils zwei Tollitäten. Auch in Mariadorf gab es inzwischen eine zweite Gesellschaft unter dem Namen „Löstige Jonge". Sie hatten sich 1955 gegründet und änderte im Jahre 1987 ihren Namen in „Löstige Jonge on Mädcher Mariadorf". Erster Vorsitzender war Martin Frings.

 

In der Siedlung Begau war man inzwischen auch aktiv geworden und hatte zwei neue Gesellschaften ins Leben gerufen. Die 1. Begauer Karnevalsgesellschaft mit dem Präsidenten Erich Rohmann und die „Begauer Husaren" mit dem Präsidenten Heinrich Ronshausen. Dazu gesellte sich  noch aus Mariadorf die Karnevalsabteilung der Pfarre Sankt Marien unter ihrem Vorsitzenden Hans Glanz. Auch viele Ortsvereine waren dabei, als es hieß einen eigenen Rosenmontagszug zu Organisieren. Mitte der 60er Jahre fanden unter dem Vorsitz von Michael Büttgen erste Gespräche statt. um doch wieder einen gemeinsamen Rosenmontagszug auf die Beine zu stellen. Nach harten und zähen Verhandlungen gelang es schließlich dem Initiator Michael Büttgen, alle Vertreter der Ortsteile Hoengen, Mariadorf und aus dem Ortsteil Warden davon zu überzeugen, dass dies notwendig sei, um gegen die Alsdorfer Pläne eines gesamten Zuges in der neuen Stadt gewappnet zu sein. Nur so könne der heimische Karneval gerettet werden. Die Begauer Freunde fehlten hier noch, da ihre Karnevalsgesellschaften ihre Aktivitäten eingestellt hatten.

 

An den Verhandlungen waren u.a. für die Boischer Artillerie Willi Voußen und Willi Peters, für die Losige Jonge Hans Pelzer und Hans Schmitz und für die Karnevalsabteilung Pfarre Sankt Marien aus Mariadorf Hans Glanz und  Erich Pelzer und für Hoengen waren Willi Jorias, Willi Rosczyk, Jakob Esser (wurde 1996 Ehrenmitglied des Karnevalsausschuß) und für Warden Schäng Dickmeis beteiligt.

 

Endlich, im Jahre 1972 konnte dann die gemeinsame Arbeit des Karnevalsausschusses aufgenommen werden. Zum Präsidenten wählte man Hans Pelzer. Im Verein mit Michael Büttgen zeichnete er verantwortlich für die Suche nach einem neuen Prinzen. Aber auch Prinzenvorstellungen, Proklamation und die Gestaltung von Rosenmontagszug und Prinzenball lagen in ihren Händen. In den ersten Jahren machte der Zug noch eine riesengroße Schleife durch die Ortsteile Hoengen, Mariadorf und zeitweise durch Warden. Spätere wurde letzterer ausgeklammert, weil dort inzwischen Sonntags ein Kinderzug ging. Dafür wollte sich der Karnevalsausschuß daran in Zukunft beteiligen. Im übrigen ist der Ausschuss Wardener Karneval schon seit Jahren im Rosenmontagszug vertreten. Bei der Bevölkerung immer beliebt, das amtierende Kinderprinzenpaar für die Ortsteile Hoengen, Mariadorf und Warden- 1974 wurden erste Gespräche mit den Begauer Karnevalisten von der IGBK aufgenommen. An den Gesprächen waren Günter Riepe, Martin Matthias und Helmut Marso beteiligt. In der Siedlung, veranlasst durch den Vorsitzenden Martin Matthias, wurde eine Befragung bei den  Vereinen durchgeführt. Diese fiel eindeutig zu Gunsten der Teilnahme am gemeinsamen Rosenmontagszug aus. Danach traten die Begauer im Jahre 1978 dem Karnevalsausschuss Hoengen bei. Zusammen mit den Hoengener, Mariadorfer und Wardener „Jecken" bildete man nun einen gemeinsamen Rosenmontagszug. Das man einen richtigen Schritt getan hatte, erwies sich bereits zwei Jahre später, als die Siedlung Begau im Jahre 1980 den Prinzen stellte. Hans- Josef I. und seine Prinzessin Ilse Wark waren das erste Prinzenpaar des gemeinsamen Karnevalsausschuß Hoengen.1978 kriselte es im Ausschuß, der gemeinsame Karneval hing in der Schwebe. Probleme tauchten u.a. wegen der Saalfrage auf. Wurden früher Vorstellung und die Proklamation in den Sälen Hamacher- Büttgen, Frings, Emundts- Gillessen, Dressen und Gibbels abgehalten, so wich man ab 1975 auf Zelte aus. Von 1975 bis 1979 stand das Zelt in Hoengen auf dem Schulplatz, in den Jahren 1980 bis 1982 an der damaligen Schwimmhalle. Erst ab 1983 hatte man in Gestalt der neu erbauten Mehrzweckhalle in Hoengen eine dauerhafte bleibe gefunden. Als erstes Prinzenpaar kürte man dort Willi II. und Anni Vousen 1983. Gleich hier konnte man feststellen, dass durch diese großartige Festhalle die Gestaltung der Proklamation erheblich an Interesse gefunden hatte. Für Besucher reichlich Platz und für die Programmgestaltung eine ja nach Bedarf zu erstellende große Bühne. Günter Riepe hatte am 31.03.1979 seinen Vorgänger Hans Pelzer als Präsident abgelöst. Zusammen mit Michael Büttgen und einem neuen Vorstandsteam ging man an die Arbeit. Leider verstarb Altkarnevalist Michael Büttgen am 03.05.1980 vie zu früh. Er hat für den Karneval in seinem Ortsteil, aber auch für den in der Altgemeinde Hoengen viel getan. Sein Werk lebt noch heute fort.

 

In seiner Amtszeit als Präsident, konnte Günter Riepe erstmals ein eigenes Wappen für den Karnevalsausschuß vorweisen. Entworfen vom Präsidenten, von der Stadt Alsdorf genehmigt und von den Vereinen gewollt. Zu seinem Zukunftspapier gehörte, das Präsident Riepe, jedem Bürger ermöglichen wolle, Prinzenpaar oder Prinz zu werden. Erstmalig gab es einen Zuschuss für Prinzenpaare. Prinzenproklamation sollte seitdem immer der erste Samstag nach dem 11.11. sein. Riepe sorgte dafür, dass die Eintrittspreise zu div. Veranstaltungen sofort um 50 % reduziert wurden. Das zog mit sich, dass die damaligen Zelte erstmalig voll waren. Es wurden für das Präsidium einheitliche Komiteekappen angeschafft. Zudem trug man(n) bei öffentlichen Auftritten einheitliche Kleidung. Es wurde seit 1980 eigeführt, dass der Prinz bzw. das Prinzenpaar von einem Hofstaats begleitet und unterstützt wurde. Dem Prinzen wurde eine Prinzenkette als äussere Würde überreicht. Es gab für das Prinzenpaar eine Ernennungs- sowie Entlassurkunde. Die Prinzenhofburg wurde eingeführt. Diese sollte in der regel im Wohnbezirk des Prinzen liegen. Der Prinz bekam ein Zepter. Bis zum Bau einer geigneten Halle, ging der Rosenmontagszug im Wechsel von Mariadorf nach Hoengen und umgekehrt. Riepe etablierte den"Rosenmontagszugweg" der nun seit 1980 unveränderte Wege geht (komplieziert in der Durchführung, da der Zugweg, Jülicher und Aachenerstr. als Zubringer zur Autobahnanschlussstelle galten).  Die Bezirke für die Straßensammlung wurde neu organisiert. Erstmalig gab es mehr Geld für die Vereine. Von der Straßensammlung durften die Mitgliedsvereine 60% für sich vereinnahmen. 1984 durften die Vereine die Erlöse durch die Straßensammlung in gänze behalten. 1979 trat die Begau, dem Karnevalsausschuß Hoengen bei. Die geführten Verhandlungen mit den Karnevalisten aus der Broicher Siedlung blieben ohne Ergebnis. Gab es früher noch zwei Kinderprinzen, so konnte Präsident Riepe überzeugen, sodass es zukünftig ausschliesslich ein Kinderprinzenpaar im Bereich des KAH gab. Prinzenführer für den Kinderprinzen wurde Bertl Mennicken.

 

Im Jahre 1986 wurde der Versammlung durch Herrn Reiner Spiertz eine Satzung vorgelegt, die von ihm ausgearbeitet worden war. Sie wurde von den anwesenden Teilnehmern gebilligt. Unter dem Namen Karnevalsausschuss Hoengen e.V. wurde man in das Vereinsregister eingetragen. Auf diese Zusammenkunft wurde auch der Zugweg neu festgelegt. Der Rosenmontagszug zieht einmal von Hoengen nach Mariadorf, im nächsten Jahr ist der Zugweg umgekehrt. Es wurden Sammellisten aufgelegt, mit denen die „Sammler" in denen ihnen zugewiesenen Bezirken sammelten, um den Rosenmontagszug zu finanzieren. 1987 Gründung der KG Kroohne Mariadorf.

 

Für seine besonderen Funktionen und Leistungen im hieseigen Karneval, wurde Präsident Günter Riepe, vom damaligen Bürgermeister Josef Thelen, mit dem Silbertaler der Stadt Alsdorf ausgezeichnet. Zudem trug er sich in Ehrenbuch der Stadt ein.

 

Im Jahre 1996 trat der langjährige Präsident Günter Riepe von seine Amt zurück. Zu seinem Nachfolger wurde sogleich Hans- Ullrich Engel.  Mit der KG Höppe Mötze benannte sich 1997 eine neue Gesellschaft in Mariadorf. Günter Riepe wurde Ehrenpräsident.

 

Plötzlich und unerwartet, verstarb am 8.11.11  der Präsident Hans- Ullrich Engel. Zu seinem Nachfolger wurde sein langjähriger Stellvertreter Markus Conrads, der die Geschicke bis heute führt. 

 

Mit dem Rosenmontagszug, dem Kinderzug am Karnevalssonntag in Warden und dem Zug auf der Begau am Sonntagmorgen, verfügt der Ausschuss über eine ganz hervorragende Präsentationen seines Karnevals der Altgemeinde Hoengen. Ausserdem gibt es in jedem Jahr zwei hervorragend organisierte Altweibertreffs. In Mariadorf auf dem Schulhof Poststraße (früher Marienstreße) und in Hoengen auf dem Schulhof in der Falterstraße. Die Wardener feiern ihren Karnevalsauftakt am Samstagmorgen.

 

Prinzen und Kinderprinzen besuchen in jedem Jahr mit einem Gefolge die „Jecken" in den Ortteilen. Am 24.05.1996 dem Tag seines 82. Geburtstages wurde Herr Jakob Esser und am 17.11.2000 Herr Schäng Dickmeis zu Ehrenmitglieder des Karnevalsausschusses ernannt. Seit 1997 gibt es wieder den „Stallorden" als höchste Auszeichnung für verdiente Karnevalisten.

 

Am 17. und 18. November 2000 feierte man das 50- Jährige bestehen des Karnevalsausschusses in Form eines Kommersabend und einem Rheinischen Abend mit eine Programm der Spitzenklasse. Für die nötige Unterstützung dieses Festes wurde ein Festausschuss gegründet, der 150 Mitglieder zählte. Im Jahre 2003 konnte seit 1960 kein Prinzenpaar gestellt werden und im Jahre 2004 gab es zum erstenmal in der Geschichte ein „Dreigestirn". Im Jahre 2005 feiert der Karnevalsausschuß Hoengen im Rahmen großer Feierlichkeiten sein 5 x 11- Jähriges Jubiläum.